Auf etwa 40 Prozent der Verkaufsflächen in den deutschen Innenstädten kann man Bekleidung shoppen – noch. Denn der Bekleidungshandel steckt in der Krise. In den letzten zehn Jahren hat etwa jeder dritte Bekleidungshändler aufgegeben. Das fällt in den größeren Städten noch nicht so sehr auf. Bislang hat es eher die kleineren Händler getroffen hat. Doch auch größere Händler und Konzerne bekommen die wachsende Online Konkurrenz zu spüren.
Kleidung muss man anprobieren, das war der große Vorteil im Bekleidungshandel gegenüber dem Buchhandel und den Musikläden, die schon vor Jahren die wachsende Konkurrenz von amazon & Co zu spüren bekommen haben. Doch immer mehr komplexe Produkte werden auch über das Internet verkauft. Solaranlagen, Küchen und natürlich auch Hosen und Pullover. Produkte, die man konfigurieren muss; die in Größe, Farbe, Material und Beschaffenheit variieren und vielleicht nicht immer auf Anhieb passen. Für diese Aufgabe wird das Smartphone wird immer mehr zum Berater und Vermesser. Wie passt die Solaranlage aufs Dach oder das Regal ins Wohnszimmer sind Fragen, die Apps inzwischen beantworten und auch gleich bildlich verdeutlichen können. Dieser Trend weitet sich langsam auch auf die Modebranche aus. Inzwischen kann man per App testen, ob ein Kleidungsstück passen wird und sogar maßgeschneiderte Hemden online bestellen.
Immer mehr e-commerce Händler gehen offline
Zudem bleibt dem Mode-Einzelhandel auch nicht erspart, was den Lebensmittelhändlern unmittelbar bevorsteht: Die Online-Konkurrenz vor Ort. Nicht nur Amazon eröffnet die ersten eigenen Geschäfte und Supermärkte. Auch Zalando, einer der größten online-Modehändler im Land eröffnet erste „echte“ Geschäfte. Im Online-Geschäft legt Zalando ordentlich zu. Europaweit zählt das Unternehmen 27 Millionen Kunden und 2018 kletterten die Einnahmen auf 5,4 Milliarden Euro. Laut welt.de etwa so viel, wie die Einwohner von Berlin, München und Köln zusammen im Jahr für Kleidung und Schuhe ausgeben.
Multi-Cannel-Marketing
Gleichzeitig begreifen immer mehr kleine Händler die Vorteile des Online-Marketing und können dies geschickt mit dem stationären Ladengeschäft verknüpfen. Lokale oder regionale Events, individuelle Betreuung mit viel Zeit und Engagement, das persönliche Kundengespräch, Workshops, Events und individuelle Service-Leistungen funktionieren nach wie vor am besten im direkten, analogen Kundenkontakt. Sie bieten aber Futter für die stets hungrigen Instagram-Follower und Facebook-Fans. Händler, die es verstehen ihren stationären Einzelhandel ins Netz zu übertragen und sich dort eine Fangemeinde aufbauen können haben beste Chancen, auch zukünftig nicht allein im Laden zu stehen.
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